Seegras
Mobilität, Umwelt

Seegras ist Gold wert

Seegras ist Gold wert

Wer schon mal auf Ibiza und Formentera war, dem bleiben die Bilder der atemberaubend schönen Strände im Gedächtnis haften. Das glasklare Wasser ist dem Seegras zu verdanken, dessen ökologischer Wert für das Meer unbezahlbar ist. Die Ibizenker versuchen nun, dieses Seegras zu schützen. Denn Seegras ist Gold wert.

Seegras? Das ist doch einfach das Zeug am Strand, oder?

Abgestorbenes Posidonia oceanica, nicht zu verwechseln mit Algen, ist insbesondere ausserhalb der Sommersaison an den Stränden von Ibiza und Formentera zu finden. Für manche Touristinnen und Touristen ist es einfach Seegras – etwas, das angeschwemmt wurde. Dass es Gold wert, respektive, dass es sich um eine der grössten und wertvollsten ökologischen Ressourcen handelt, ist wahrscheinlich den meisten nicht bewusst. So erging es auch mir.

Noch bevor die Saison auf Ibiza los ging, war ich auf der Insel. Ich war erstaunt über die Menge dieses Seegrases, das am Strand lag und mit Frontladern abgeführt wurde. Was passiert damit? Mit dieser Frage begann meine Recherche.

Das Seegras von Ibiza gehört zum Unesco Weltnaturerbe

Seegras ist eine Wasserpflanze, die im Salzwasser gedeiht. Beim Posidonia oceanica handelt es sich um eine Gattung, die eigentlich nur in Australien vorkommt. Dieses Neptungras, wie das Posidonia oceanica auf Deutsch heisst, ist aber auch rund um Ibiza und Formentera heimisch. Die ökologische Wichtigkeit des Seegrases und die Kultur der Insel sind so wichtig, dass dies 1999 von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt wurden.

Seegas Formentera
Glasklares Wasser auf Formentera.

Eine wichtige Rolle spielt Posidonia oceanica für das Klima. Der spanische Meeresbiologe Carlos Duarte stellte fest, dass Seegraswiesen doppelt so viel CO2 speichern können, wie beispielsweise eine gleich grosse Fläche tropischen Regenwalds.

In den Seegraswiesen tummeln sich viele Meerestiere. Die Pflanze mit ihren Wurzeln verhindert die Erosion des Meeresgrunds. Die abgestorbenen Blätter, die sich im Herbst am Meeresufer sammeln, sorgen dafür, dass der Sand an den Stränden nicht abgetragen wird. Seegras funktioniert zudem wie eine Kläranlage. Es nimmt die über Flüsse ins Meer gespülte Nährstoffe auf und schützt so das Meer vor Überdüngung. Es hält das Wasser klar und sauber

Quelle: Wikipedia 

Seegras Ibiza
Abgestorbenes Seegras und Seebälle an einem kleinen Strand am Hafen der Playa d'en Bossa, Ibiza

Was passiert mit dem Seegras?

Während des Winters hat sich abgestorbenes Seegras an den Stränden abgelagert. Im Frühling – bevor die grossen Touristenströme auf der Insel ankommen – wird das Seegras mit Frontladern von den Stränden entfernt. Auf Anfrage haben mir Mitarbeiter der Behörden der Inselhauptstadt Eivissa erklärt, wie dabei vorgegangen wird.

«Je nach Einsatzgebiet werden Kanäle geöffnet, um das Seegras wieder dem Meer zuzuführen. Anschliessend wird der Sand gesiebt und das überschüssige Posidonia entfernt und zur Lagerstelle transportiert. Die gesammelten Posidonia werden im kommunalen Lagerbereich deponiert und später für die landwirtschaftliche Nutzung (Dünger), die Wiedereingliederung am Strand oder als Isolierung und Dämmung beim Hausbau verwendet.»

Das Seegras ist bedroht

Ibzia ist sich der wertvollen Ökologie von Posidonia oceanica sehr bewusst. 2017 hat die Gemeinde Eivissa das Projekt «Vive la Posidionia» gestartet. Damit will man «einen der wichtigsten natürlichen Werte der Stadt bekannt machen».

Das Engagement der Stadt Eivissa ist lobenswert – und dringend nötig. Die Seegraswiesen sind nämlich durch Umweltverschmutzung, Klimawandel und menschliche Aktivitäten massiv bedroht.

Seegras
Anker von Schiffen können Seegraswiesen aufreissen und zerstören.

Hauptbild: Posidonia oceanica. Bild von Gronk – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org

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