Wächst Bambus in der Schweiz?
Natur & Garten, Umwelt

Wächst Bambus in der Schweiz?

Wächst Bambus in der Schweiz?

Bambus gilt als nachhaltiger Holz- und Plastikersatz. Allerdings kommt Bambus von weit her, was seine Co2-Bilanz zunichte macht (siehe Beitrag Wie nachhaltig ist Bambus wirklich?). Da stellt sich doch die Frage: Wächst Bambus in der Schweiz und könnte man ihn in grossem Stil anbauen?

Dass Bambus in der Schweiz wächst, sieht man öfters in Gärten. Man sieht auch Bambuspflanzen, deren Wachstum völlig ausser Kontrolle geraten sind. Einfach zurückschneiden geht nicht. Die Wurzeln des Bambus’, die Rhizome, wachsen bis zu einem Meter tief in die Erde. Die Wurzelausläufer können sogar Mauerwerke durchstossen. Bambus hat einen invasiven Charakter. Er verdrängt also andere Pflanzen.

Anbau im Wald verboten

Im Wald ist der Anbau klar verboten. «Wo Bambus wächst, kommt sonst nichts, das ist schnell gesagt», teilt die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL auf Anfrage mit. Ein Anbau sei nur ausserhalb des Waldes möglich. Da der Bambus invasiv sei, müsste der Anbau mit allen vorsorglichen Massnahmen geschehen, beispielsweise mit einer Wurzelsperre.

«Für die Biodiversität ist Bambus eher schlecht.»

Würde der Bambus etwas für die Biodiversität bringen? «Für die Biodiversität gibt es keinen positiven Punkt, Bambus ist eher sehr schlecht», so das WSL.

Kann man Bambus auf Kulturland anbauen?

Und wie steht es mit Bambusanbau auf landwirtschaftlicher Nutzfläche? Die Eidgenössische Forschungsanstalt Agroscope, das Kompetenzzentrum der Schweiz für landwirtschaftliche Forschung, teilte mit, dass sie derzeit keinen Wissenschaftler haben, der sich mit Bambus beschäftigt.

Frage an einen Botaniker

Christian Körner ist emeritierter Professor an der Uni Basel, Fachbereich Umweltwissenschaften, Pflanzenökologie und Evolution. Der Botaniker ist von Bambus begeistert: «Es ist ein phantastischer Werkstoff. Die mechanischen Eigenschaften sind grandios.» Ein Teil der riesigen Bambus-Verwandtschaft könne auch in der Schweiz wachsen. Im Tessin verwildere Bambus, der aus Gärten mit dem Gartenabfall entsorgt wurde, in die tiefer gelegenen Kastanienwälder am Lago Maggiore.

«Man sollte Biomasse bei uns nur auf Flächen produzieren, die für den Ackerbau oder die Weidewirtschaft ungeeignet sind. Damit fällt Bambus weitgehend weg.

Einen gewollten Anbau von Bambus auf landwirtschaftlich genutzter Fläche sieht er sehr kritisch. «Biomasseproduktion auf Agrarland, egal ob Bambus, Chinaschilf oder Pflanzen für Biokraftstoffe sind ein No-Go und gehören verboten.» Diese Kulturen würden ein zu eins die Nahrungsmittelproduktion konkurrieren.

«Man sollte Biomasse bei uns nur auf Flächen produzieren, die für den Ackerbau oder die Weidewirtschaft ungeeignet sind. Damit fällt Bambus weitgehend weg, da er seine enorme Produktivität nur auf guten Böden erbringt.»

4 thoughts on “Wächst Bambus in der Schweiz?

    1. Hallo

      Vielen Dank für diese Frage. Wir haben beim WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF nachgefragt und folgende Antwort erhalten:

      Bambus ist bei uns weder als Lawinenschutzwald-Baumart noch als Material für Lawinenverbauungen eine Option.

      Als Schutzwald-Baumart kommt es vor allem aus folgenden Gründen nicht in Frage: Bambus ist eine nicht einheimische Baumart, die nicht an die Bedingungen in Lawinenschutzwälder angepasst ist und die den Belastungen von grossen Schneemengen kaum gewachsen wäre. Die meisten Bambusarten sind wohl auch viel frostempfindlicher als unsere einheimischen Gebirgswaldbaumarten. Die Förderung/Pflanzung von Nicht-Einheimischen Baumarten ist meistens mit grossen Nachteilen (zB. für die Biodiversität, Ökologie)und langfristigen Risiken verbunden und wird höchstens dann in Betracht gezogen, wenn beispielsweise wegen Trockenheit keine einheimischen Arten eine notwendige Waldfunktion übernehmen können. Bambus gehört in Wäldern mit Lawinenschutzfunktion definitiv nicht dazu.

      Als Bauholz für Lawinenverbauungen wird vorzugsweise einheimisches Kastanien- und Lärchenholz verwendet.

  1. Hallo zusammen
    Wir haben Zahnbürsten aus Bambus, inkl. den Borsten. Wir würden den Schaft gerne durch Buchenholz ersetzen aber bei den Borsten bei Bambus bleiben. Wären die Borsten mit kleineren Bamuspflanzen, welche in der Schweiz angebaut werden möglich? Gäbe es eventuell Alternativen für pflanzliche Borsten?
    Danke für Eure Antworten.

    1. Hallo Martin
      Die meisten Bambuspflanzen in der Schweiz stehen in privaten Gärten. Ein kommerzieller Anbau ist eher unwahrscheinlich, da Bambus invasiv ist und Wurzelsperren benötigt. Gemäss einer schnellen Google-Recherche gäbe es Maisfasern, die als Borsten infrage kämen – oder auch Rizinus. Gruss Melanie

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