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Umwelt

Was sind endokrine Disruptoren?

Was sind endokrine Disruptoren?

Endokrine Disruptoren sind hormonell wirksame Substanzen, die negativen Einfluss auf unseren Körper haben. In unserem Alltag sind sie allgegenwärtig. Sie sind beispielsweise in Kosmetika oder Arzneimitteln zu finden. Doch wie wirken sich endokrine Disruptoren auf unseren Körper und die Umwelt aus?

Diese Informationen stammen aus dem Factsheet der interdepartementalen Koordinationsgruppe des Bundes «Endokrine Disruptoren», Stand Dezember 2019. Hier zum Factsheet.

Inhaltsverzeichnis

Was sind hormonell wirksame Substanzen?

Hormonell wirksame Substanzen werden auch als endokrine Disruptoren bezeichnet. Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert diese Substanzen wie folgt: «Ein endokriner Disruptor ist eine, von aussen zugeführte Substanz oder Mischung, welche die Funktion des Hormonsystems verändert und dadurch zu nachteiligen Wirkungen auf die Gesundheit eines intakten Organismus, seiner Nachkommenschaft oder auf die ganze (Sub)-Population führt.»

In einfachen Worten: Endokrine Disruptoren verändern den Hormonhaushalt.

Wo sind endokrine Disruptoren zu finden?

Hormonell wirksame Substanzen sind unter anderem in Baumaterialien, Nahrungsmitteln, Pflanzenschutzmitteln, Arzneimitteln und Kosmetikartikeln zu finden.

Auch die Antibabypille gilt als endokriner Disruptor. Allerdings ist die Wirkung gewollt. Die Substanz verändert den Hormonhaushalt der Frau so, dass sie nicht schwanger werden kann.

Spuren der Antibabypille im Wasser hingegen ist für die Wasserorganismen schädlich. Rückstände des Verhütungsmittels, aber auch Rückstände von Kosmetika, können in Abwasserreinigungsanlagen nicht vollständig eliminiert werden. So findet man unterhalb von Kläranlagen sogenannte Intersex-Fische. Das sind verweiblichte männliche Fische.

Wie wirken sich endokrine Disruptoren auf die Gesundheit und die Umwelt aus?

Es wurden auf der ganzen Welt Beobachtungen gemacht, dass bei verschiedenen Tieren wie Vögeln, Fischotter, Schnecken und Alligatoren ganze Populationen einbrechen. Bei Menschen wird ein möglicher Einfluss von hormonell wirksamen Substanzen in Zusammenhang mit hormonabhängigen Tumorerkrankungen sowie Fortpflanzungsstörungen, Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes, Übergewicht, und Autismus beobachtet. Kritisch wird die Auswirkung von endokrinen Disruptoren bei schwangeren Frauen, Babys und Kindern in der Entwicklungsphase. Man muss kein Wissenschaftler sein, um sich auszurechnen, was das bedeutet.

Endokrine Disruptoren und die Schweiz

Das Problem dieser Stoffe wurde bereits Anfang der 1990er erkannt, die WHO und andere Organisationen haben Listen mit diesen Substanzen erstellt. Einige Substanzen wurden aus dem Verkehr gezogen oder dürfen nur noch eingeschränkt verwendet werden. Die Schweiz hat dann aber erst 1999 damit begonnen, sich damit zu beschäftigen. Die Vorschriften endokrine Disruptoren betreffend sind grösstenteils mit denjenigen des europäischen Rechtssystem «harmonisiert».

Aber…welche Massnahmen ergreift die Schweiz?

Im aktuellen Factsheet des Bundes (Dezember 2019), welches die Bundesämter (BAG, BAFU, BLV, BLW), das Seco, Swissmedic und die Suva herausgegeben haben, steht nebst vielem Politischem, dass der Bund beschlossen habe, ausgewählte Kläranlagen mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe zu finanzieren. Damit sollen die Stoffe reduziert werden. «Die Massnahmen erfolgen gezielt und dort, wo sie am dringendsten sind.»

Dann kommt auf Seite 7 wohl der wichtigste Satz im ganzen 8-seitigen Factsheet: «In Zukunft sollten gesamtschweizerische Erhebungen zur Schadstoffbelastung, unter anderem auch durch endokrine Disruptoren, im menschlichen Körper durchgeführt werden.»

Wie weit ist die Schweiz mit dieser Erhebung?

Die Schweizer Gesundheitsstudie hat mittlerweile mit der Pilotphase begonnen. Ab 2023 soll sie auf nationaler Ebene durchgeführt werden. Dazu werden 100’000 Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz mittels Fragebogen zu ihren Lebensgewohnheiten und zu ihrer Gesundheit befragt. In einem Studienzentrum werden diese Personen medizinisch untersucht.

Die Studie soll Aufschluss darüber geben, wie gesund die Schweizer Bevölkerung ist. Ziel ist es, den Einfluss von Umwelt, Chemikalien, Lebensstil Infektionskrankheiten (z.B. Covid-19) und persönlichen Merkmalen auf die Gesundheit und die häufigsten Volkskrankheiten zu untersuchen. Die Federführung liegt beim Bundesamt für Gesundheit (BAG).

Die EU koordinierte vor einigen Jahren eine Studie, welche zwischen 2010 und 2012 gleichzeitig in 17 Ländern mit je 120 Mutter-Kind-Paaren durchgeführt wurde. Das Ziel war es, Daten zur Schadstoffbelastung der Bevölkerung zu erhalten. Diese Stichprobe, welche aber nicht repräsentativ war, zeigte nach damaliger wissenschaftlicher Bewertung keine gesundheitsrelevante Schadstoffbelastung in Bezug auf Cadmium, Quecksilber und Phthalatmetabolite (u.a. Verwendung als Weichmacher). Zur Studie

Die Gesundheitsstudie ab 2023 ist ein Folgeprojekt dieser Mutter-Kind-Studie im grösseren Umfang.

Wie kann man endokrine Disruptoren vermeiden?

  • Benutze Code Check beim Einkaufen
  • Vermeide hormonell wirksame Substanzen in Kosmetika, kaufe Naturkosmetik. In der Rubrik Kosmetik findest du Tipps für Kosmetikprodukte ohne bedenkliche Inhaltsstoffe.
  • Kaufe Biogemüse
  • Vermeide Plastik und Kunststoff, wo immer es geht
  • Kaufe GOTS-zertifizierte Kleidung
  • Vermeide Spielzeug aus weichem Kunststoff. Riecht das Material komisch, lass die Finger davon.

Wie gehts weiter?

Im Beitrag Hormonell wirksame Substanzen in Kosmetika gehen wir der Frage nach, warum diese Substanzen in Kosmetika verwendet werden dürfen. Dazu  gibts Statements vom Konsumentenschutz und vom verantwortlichen Bundesamt. Ebenfalls listen wir auf, wie transparent die Kosmetikhersteller ihre Inhaltsstoffe kommunizieren und stellen einem grossen Hersteller direkt Fragen zu hormonell wirksamen Substanzen in Kosmetika.

Was denkst du über endokrine Disruptoren? Kann man sie ignorieren oder sollte man sie komplett aus dem Verkehr ziehen? Hinterlasse uns einen Kommentar!

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