Umwelt

Klimakrise: Wer verursacht die Emissionen?

Klimakrise: Wer verursacht die Emissionen?

Wir kämpfen uns im Alltag ab, um nachhaltiger zu sein und die Umwelt zu schützen. Währenddessen verursachen grosse Firmen Co2-Emissionen –  ohne Rücksicht auf Verluste.

Recycling, Autofahren, Fleischkonsum: Können wir damit die Co2-Emissionen reduzieren?

Der Begriff «Nachhaltigkeit» kann, so die moderne Forschung, nur in dem 3-Säulenmodell verstanden werden, welches den sozialen, den Wirtschafts- und den Umweltsektor umschliesst (Siehe auch den Beitrag: Was ist Nachhaltigkeit). Doch fällt der Begriff Nachhaltigkeit in einem Gespräch, so denkt man häufig an die Klimakrise und das Gespräch dreht sich schnell um Gesprächsthemen wie Recycling, Autofahren und die Reduktion von Fleischkonsum. Man unterhält sich also darüber, wie man selbst einen Beitrag dazu leisten kann, die CO2-Emissionen zu reduzieren. Doch wie können Privatpersonen die nationalen und weltweiten Emissionen reduzieren? Dieser Frage soll hier nachgegangen werden.

In einem Artikel über die Klimakrise fallen immer viele Zahlen, welche das Verständnis für viele erschweren und uns verwirren. Deshalb soll hier, soweit es geht, auf dieses „Zahlendropping» verzichtet werden.

Wer sind die Verursacher der Emissionen?

Wenn in der Politik oder auch in der Klimajugend (es gibt auch die Klimarentner) die Rede vom Klimawandel ist, so unterhalten wir uns über Elektroautos und über CO2-Ticketabgabe bei Flügen. Doch was sind eigentlich die Verursacher der Emissionen? Die sogenannten Emittenten sind die Elektrizitäts- und Wärmeerzeugung (42%), der Transport (25%), die Industrie (14%), die Gebäude (6%) und kommerzielle und öffentliche Dienstleistungen (3%). Diese Sektoren zusammen sind für die 51 Billionen Tonnen der jährlich emittierten Treibhausgase verantwortlich.

Stahl- und Zementproduktion fliegt unter dem Radar

Der Transportsektor ist im öffentlichen Bewusstsein, doch selten werden in der Debatte die anderen Emittenten thematisiert. «Dies ist dringend nötig», so Bill Gates, welcher in seinem Buch «How to avoid a Climate Disaster» (Wie ein Klimadesaster zu verhindern ist), davon spricht, dass das grösste Problem in der Reduktion der Emissionen der Industriesektor der Stahl- und Zementproduktion ist.

Denn in diesen Branchen gibt es keine technologischen Möglichkeiten die Produktion grossflächig klimaneutral zu gestalten. Dazu kommt, dass das öffentliche Bewusstsein zumeist nichts von diesem Sektor weiss, wobei die Zementproduktion alleine schon 8 Prozent der weltweiten CO2 Emissionen verursacht.

Die Stahl-und Zementindustrie verursacht viele Emissionen.
Die Stahl- und Zementindustrie verursacht 8% der globalen CO2-Emissionen. Bild: Pixabay

Nachhaltigere Produkte sind teurer

Ein weiteres Problem dieses Sektors ist das «green premium» (Grünes Premium). Grünes Premium ist ein Preisaufschlag für nachhaltige Produkte. So ist das Grüne Premium für Fleisch etwa der Preisunterschied zwischen industriellem Fleisch aus einer Massenhaltung und -produktion, oder etwa der Preisaufschlag, den man für nachhaltig produzierte Kleidung zahlen muss.

Nach Gates Ansicht ist die Klimakrise nur dann zu bewältigen, wenn sich dieses «green premium» auflöst, so dass es für die Konsumentinnen und Konsumenten keine weitere finanzielle Belastung bedeutet, den Planeten nicht zu zerstören. Doch in der Zement- und Stahlindustrie hat das «green premium» etwa denselben Wert, wie das Produkt selbst. So zahlt ein Bauunternehmen doppelt so viel für nachhaltig und CO2-arm produzierten Zement, wie für herkömmlichen Zement.

An diesem Beispiel kann man sehen, dass eine Privatperson auf diesen Industriezweig nicht viel Einfluss auszuüben vermag. So können Privatpersonen nicht über die Förderungsgelder zu nachhaltiger Forschung entscheiden, sodass die notwendigen Technologien entwickelt werden können, noch können wir darüber entscheiden, wie das Haus oder die Wohnung gebaut worden ist, in das wir einziehen werden.

So sehen wir uns ohnmächtig gegenüber diesem Industriezweig, und können mit unserem geänderten Konsumverhalten nicht viel dazu beitragen, diese Emissionen zu reduzieren.

Gezielte Falschinformationen

Ein grosses Problem in der öffentlichen Debatte um den Klimawandel und um die Nachhaltigkeit ist die Falschinformationen rund um das Thema. Diese sind nicht nur zufällig, sondern haben auch System. So zeigt ein Paper von Harvard aus dem Jahr 2019, dass die Erdölindustrie seit den 1950er-Jahren um den Klimawandel Bescheid weiss. So beauftrage der Erdölkonzern Exxon (Standard Oil of New Jersey) interne Wissenschaftler, die den Einfluss der Verbrennung von Erdöl auf das Weltklima darlegen konnten. Daraufhin orchestrierte der Konzern eine «gut bezahlte und gut orchestrierte Kampagne der Missinformation».

Es wurden dabei wissenschaftliche Kenntnisse systematisch durch bezahlte Zeitungsberichte hinterfragt und kleingemacht. Die Fakten wurden absichtlich verdreht oder gar geleugnet. Dies alles mit dem Ziel, dass die Öffentlichkeit sich der Nichtigkeit des Klimawandels bewusstwerden müsse und dass die politischen Entscheidungsträger keine Erlasse beschlössen, die den wirtschaftlichen Interessen von Exxon schaden würden.

Mit «Greenwashing» punkten wollen

Im Gleichen Atemzug betrieb der Konzern ein sogenanntes «Greenwashing», bei welchem in der Öffentlichkeitsarbeit des Konzernes alle nachhaltigen Aktivitäten unverhältnismässig betont werden sollten. Eine weitere Auswirkung dieser Kampagne war, dass sich die politische Diskussion um den Klimawandel entlang den politischen links-rechts Linien vollzog. Wer links war dafür, und wenn als Republikaner Massnahmen gegen den Klimawandel erlassen werden sollten, wurde man als Sozialist dementiert. (Diese Linien lassen sich auch in der Schweiz feststellen.)

Die Auswirkung dieser Kampagnen lassen sich eindrücklich an der Präsidentschaft Donald Trumps feststellen. Es wurden Gelder für den Umweltschutz gekürzt. Neu subventionierte der US-Staat Kohleminen, welche von der Privatwirtschaft schon aufgegeben worden waren. Dazu kommt die salonfähige Leugnung des Klimawandels in der US-Politik und in der Öffentlichkeit. So hat Exxon, heute ExxonMobile, sein Ziel erreicht.

Dabei muss daran erinnert werden, dass ExxonMobile auch nach der Fusion von Exxon und Mobil Oil (Standard Oil Company of New York) noch an dieser Strategie festhielt. Dabei ist ExxonMobil im Jahr 2021 das 10. grösste Unternehmen der Welt und war in den Jahren 2001, 2006, 2009 und 2012 das grösste Unternehmen der Welt. Dies führt uns nun zu einem weiteren Problem: der Verteilung der CO2 Emissionen.

Klimakrise
Beim «Greenwashing» werden alle nachhaltigen Aktivitäten eines Unternehmens unverhältnismässig betont.

Die Grössten sind die Schlimmsten

So sind nur 25 private und öffentliche produzierende Einheiten für 51 Prozent aller weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die grössten 100 Unternehmen der Erdölindustrie verursachen 71 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Dabei soll an dieser Stelle betont werden, dass die öffentlich produzierenden Einheiten sich hauptsächlich auf Unternehmungen aus China beziehen, welches noch vor den USA und Russland dasjenige Land ist, das am meisten CO2 produziert. Zu diesen Topunternehmen gehört auch ExxonMobil, das den 5. Platz belegt. Somit ist ExxonMobile für 2 Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich.

Es zeigt sich somit, dass die CO2-Emissionen zu über zwei Dritteln von 100 Unternehmungen produziert werden. Diese Unternehmungen bekämpften öffentlichkeitswirksam die Massnahmen gegen den Klimawandel. Der Öffentlichkeit, wie auch der Politik, wurde eine falsche Lage dargestellt, sodass keine Verordnungen erlassen wurden, welche die Emissionen reduziert hätten und somit den wirtschaftlichen Interessen dieser Grossunternehmen geschadet hätten.

Nachhaltiger werden über die Politik

An dieser Stelle können wir auf die Ausgangsfrage zurückzukommen. Was können Privatpersonen tun? Einiges würde ich beantworten. Bewusstes Autofahren, auf Flüge verzichten und sich über Möglichkeiten informieren, wie der ökologische Fussabdruck gesenkt werden kann. Dies ist wichtig, doch weltweit bleiben diese Bestrebungen enttäuschend gering. Privatpersonen können diese Grossunternehmen nicht beeinflussen, und sind den Konsequenzen ihres wirtschaftlichen Handelns ohnmächtig ausgeliefert. Der letzte Weg, der den Privatpersonen offensteht, ist das politische Engagement. Über die Politik können wir nachhaltiger werden, indem die Verursacher der Klimakrise zur Verantwortung gezogen werden und die Politik ein nachhaltiges Wirtschaften belohnt.

Klimakrise
Mitmachen in der Politik: Mit politischem Engagement können wir nachhaltiger werden. Bild: Pixabay

Über den Autor

Valentin Messmer ist Student der Philosophie und Germanistik an der Universität Basel. Ebenfalls arbeitet er in der skuba (studentische Körperschaft der Universität Basel) und hat das Ressort Äusseres und das Vizepräsidiums inne.

Quellen:

ExxonMobil: fortune.com

Gates: gatesfoundation.org

Youtube: Tedtalk

Havard Paper: Cook, J., Supran, G., Lewandowsky, S., Oreskes, N., & Maibach, E., (2019). America Misled: How the fossil fuel industry deliberately misled Americans about climate change. Fairfax, VA: George Mason University Center for Climate Change Communication. Available at climatechangecommunication.org

CPD Carbon Major Report: Dr. Griffin Paul. The Carbon Majors Database, CDP Carbon Mahjors Report 2017. 2017.

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